Sachen, über die ich schreiben wollte (1): Tim Lobinger ist tot

Am 16. Februar ist Tim Lobinger gestorben. Als ich das erfuhr, war ich ehrlich sehr traurig. Wie bei manch anderen Prominenten, von deren Tod ich erfahren habe. Warum ist das aber so, dass wir um Menschen trauern, die wir gar nicht kannten?

Meine erste Idee ist: Weil sie, auch wenn wir sie nicht kennen, ein Stück unseres Weges begleitet haben. Ihre Musik, ihre Filme, ihre sportlichen Leistungen, … Sie waren ein Teil unseres Lebens, auch wenn sie das nicht wussten. Vielleicht hat uns ein Film bei Liebeskummer geholfen, bei einem Lied kommen immer besonders viele Erinnerungen hoch oder sie haben uns -wie mich Tim Lobinger- sportlich und menschlich mitgerissen und begeistert. Das alles ist dann zu Ende, weil sie gestorben sind. Es bleiben die Erinnerungen an emotionale Momente, die wir mit ihnen geteilt haben.

Meine zweite Idee: Abschiede sind grundsätzlich nicht schön. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es war immer alles so, wie es eben war. Und nun soll es anders sein, weil jemand nicht mehr da ist!? Das ist doof! Das wollen wir nicht. Vielleicht hatten wir uns auf ein Konzert gefreut, dass nun nicht mehr stattfinden kann (das hatte ich mal und es war wirklich sehr unschön aus diesem Grund die Karte zurück geben zu müssen). Oder wir waren gerade auf dem Weg ins Kino und sehen uns nun konfrontiert mit dem Schauspieler oder der Schauspielerin, der/die soeben starb. Das ist seltsam. Und doch ist es das Leben. Und es sind eben doch „nur“ Menschen, die wir nicht persönlich kannten – und sie uns nicht.

Das Phänomen, dass man um Promis trauert, nennt sich übrigens „parasoziale Beziehung“ bzw. „parasoziale Interaktion“. Teile unseres Gehirns verwechseln die Promis, um die wir trauern, mit uns nahestehenden Menschen. Das erklärt übrigens auch, warum man berühmte Persönlichkeiten auf der Straße meistens grüßt: Das Hirn erkennt sie als Bekannte, dass es ein Promi ist, raffen wir zumeist erst später. (Ich war mal bei einem DTM-Rennen im Fahrerlager und bewunderte einen hübschen jungen Kerl, bis er wegfuhr und mir dämmerte, dass es Mattias Ekström war. Es ist schon lustig, dass selbst an einem solchen Ort das Hirn nicht sofort schaltet. „Meinen“ Mika Häkkinen habe ich aber natürlich sofort erkannt. Da wusste mein Hirn aber auch, dass wir seinetwegen dort waren. Ich schweife ab, sorry!)

Man kann sich übrigens auch an Filmcharaktere binden. Was dann erklärt, warum man traurig ist, wenn z.B. Severus Snape stirbt.

Um welchen Promi habt ihr zuletzt getrauert? Und war euch klar, was euer Gehirn da mit euch macht?

Nächste Woche eine weitere Sache, über die ich schreiben wollte. Dann über einen Menschen, den ich kannte. Wenn auch nur kurz.

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Mensch, sag´ mal

Über 7.000 Sprachen gibt es auf der Welt, dazu unzählige Dialekte – gut die Hälfte aller weltweit gesprochenen Sprachen sind allerdings vom Aussterben bedroht. Stirbt Sprache, so stirbt Kultur. Kultur ist ein hohes Gut, das gepflegt und geehrte werden muss. So wie Sprache. Ohne Sprache keine Kommunikation (ja, logisch. Offenbar nicht allen…) Ohne Kommunikation kein Frieden, sondern Streit, Kampf und Krieg (ja, logisch. Offenbar nicht allen…).

Ich habe einige Zeit in Lettland, später in Finnland leben, arbeiten und studieren dürfen. Habe lettisch und finnisch gelernt (und das meiste wieder vergessen). Es war und ist so interessant, wie Sprache sich entwickelt. Wo Worte herkommen, wie sie verwendet werden – oder wie auch nicht. Es hat sich ein Beispiel eingeprägt: Mein Mentor sagte damals in Riga, dass er lange überlegen musste, wie er „an den runden Tisch setzen“ übersetzen kann. Es gibt das so im lettischen nicht. Wenn ihr das lest, wisst ihr gleich, was gemeint ist. Eins zu eins übersetzen war nicht möglich, es hätte niemand verstanden. Nein, falsch. Es hat niemand verstanden.

Heute ist der „Internationale Tag der Muttersprache“. Meine ist deutsch – und selbst da passieren mir Fehler. In der Schule hatte ich englisch, latein, für ganz paar Tage französisch, an der Uni lernte ich altgriechisch, hebräisch und lettisch, während meiner Schulzeit Gebärdensprache. Alles auf deutsch, das machte es einfach. In Finnland lernte ich finnisch auf englisch. Das brachte mir die englische Grammatik nochmal deutlich näher, weil man immer doppelt denken musste: Wie ist es im deutschen, wenn es so oder so auf englisch ist? Sprache lernen und sie dann wirklich können, das ist ein riesen Unterschied. Und doch hat es sicher nicht geschadet, die ganzen Sprachen zu lernen (manche freiwillig, andere nicht ;-))
Wie viele unterschiedliche Muttersprachler ich schon vor mir hatte in den über 10 Jahren redenswert weiß ich nicht. Habe das nie notiert. Es war und ist mir egal. Da sitzen Menschen vor mir, keine Staatsangehörigen mit was weiß ich was für einer Muttersprache. Und was sagt schon das eine oder das andere?

Liebe ist eine Sache, die versteht man in jeder Sprache (so hoffe ich zumindest). Vielleicht sollten wir uns darauf rückbesinnen. Auch und gerade wegen der ganzen weltpolitischen Sch…, die aktuell (und schon seit langem und vermutlich noch lange) um uns rum passiert.

(Ich habe so viele Sachen im Kopf, zu denen ich heute hätte schreiben wollen. Ich werde es in den nächsten Wochen machen. Eine Frage habe ich aber: Was ist deine Muttersprache und findest du das wichtig?)

Freundetag

Ich sag euch, wie es ist: Dieser elendige Hype um Valentinstag, ich habe ihn noch nie verstanden. Von Anfang an habe ich meinem damaligen Freund und jetzigen Mann gesagt, dass ich genau nichts erwarte. Und er nichts erwarten soll. Hin und wieder gab es doch mal was, das bleibt in fast 25 Jahren nicht aus. Seit meiner Zeit in Finnland halte ich es aber ehrlich sehr gerne finnisch. In Finnland ist heute nämlich Freundetag. Und da versuche ich, mich bei mir wichtigen Menschen zu melden. Es gelingt mir jedes Jahr aufs Neue nicht, es überall zu tun, wo ich es wollte. Um so mehr freue ich mich, wenn ich dann trotzdem bedacht werde, so mies ich auch manchmal vergesse, mich zu melden. Wie mit dieser Karte, die zum Freundetag kam. Von meiner lieben Freundin, die in Helsinki gegenüber gewohnt hat. Wie lange ist das schon her… Wie wunderbar war diese Zeit! Allen einen wunderbaren Freundetag und allen denen, die ihn freiwillig feiern und nicht Konsumopfer sind, auch einen wunderschönen Valentinstag ❤

Wenn die Braut mit der Rednerin…

…gemeinsam die Rede hält, wird diese genau so emotional wie brüllend komisch. Denn ja, natürlich kann auch die Braut Teile der Rede reden. Ich muss das nicht alleine. Aber der Reihe nach.

Wann habt ihr das letzte Mal eine Postkarte an eine Freundin oder einen Freund geschrieben? Macht ihr das noch regelmäßig oder kommuniziert ihr nur noch vir WhatsApp und Co.? Oder schreibt ihr vielleicht Tagebuch? Das kann ja auch ein Freund/eine Freundin sein. Oder habt ihr vielleicht eine Kiste, in der ihr Karten sammelt?

Ich habe viele Briefe aus der Schulzeit in einem Schuhkarton. In einer Matallbox Briefe und Karten aus der Jugendgruppenzeit. In ihr auch solche von meinem damaligen Freund. Ich müsste ihn mal fragen, ob er meine Gegenstücke noch hat. Das wäre lustig. Denn: Meine Braut von oben, die hatte noch Briefe. Und ihre Tagebuchaufzeichnungen. Und diese habe ich in die Traurede eingearbeitet, gelesen hat sie selber. Es war zum Piepen komisch. Eine so fröhliche und doch nicht klamaukige Rede, eine wunderbar lockere Zeremonie war das dadurch.

Vielleicht sollten wir alle viel mehr Briefe und Postkarten schreiben. Nicht nur heute am „Schicke-einem-Freund-eine-Karte-Tag“ sondern grundsätzlich. Nicht zwangsläufig für eine spätere Rede, doch einfach so für uns. Karten sind wie Milchreis mit Apfelmus oder Schokolade: Sie sind fürs Herz.

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