Der Einzug

Dieses Foto ist ziemlich exakt vor neun Jahren entstanden, denn um 11:30 Uhr begann unsere standesamtliche Trauung. Genau wie an diesem Tag sind wir auch zusammen Hand in Hand drei Monate später zum Altar geschritten (und sollte ich irgendwo in den Umzugskartons das Fotoalbum finden, reiche ich das „Beweisfoto“ nach). Das Foto eignet sich trotzdem sehr gut für einen kleinen Hinweis zum Thema „Einzug“: Macht, was ihr wollt! Geht alleine, geht mit Brautjungfern oder als Bräutigam bevor die Braut kommt mit den Trauzeugen, geht mit Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Oma oder Opa, geht als Paar. Macht das, was für euch passt, was sich für euch richtig anfühlt. Lasst euch da bitte nicht reinquatschen. Es hat einen Grund, dass wir zusammen gingen, deswegen werde ich aber nicht versuchen, euch umzustimmen, wenn ihr es anders machen wollt (meine Paare können das bestätigen). Es ist euer Tag, es ist euer Einzug. Alle Augen sind auf euch gerichtet und es ist nur gut, wenn man dann jemanden an seiner Seite hat, bei und mit dem man sich so richtig wohl fühlt (oder eben komplett fein damit ist, alleine zu gehen und den Moment um so mehr zu genießen). Ich berate euch sehr gerne, stülpe euch aber nie eine Meinung über – wo kämen wir denn da hin?!

(Klitzekleiner Spoiler: Das gilt ebenfalls beim Auszug. Macht auch da, wie ihr es gerne hättet. Es gibt immer mehr als eine Möglichkeit. UND: Wählt die Lieder, die IHR wollt! Man kann durchaus zu Helge Schneider aus der Kirche ausziehen, dann geht bei einer freien Trauung noch viel mehr.)

Liebe an Midsommar / Juhannus / Jāņi

Heute ist der 21.06., der längste Tag des Jahres. In Deutschland sind Feiern rund um diesen Tag eher unüblich, in Skandinavien und im Baltikum allerdings gibt es viele Sagen und Bräuche und ein paar möchte ich euch nun vorstellen.

Midsommar kennt man hier wohl vermutlich am ehesten aus der IKEA-Werbung und mit etwas Glück und einer Kindheit mit einer der berühmtesten Autorinnen der Welt auch durch die Bücher von Astrid Lindgren (ich wünsche euch so sehr, dass ihr mit diesen Büchern groß werden konntet!). Midsommar ist richtig groß in Schweden, wird aber eigentlich eher selten direkt am 21.06., sondern immer am ersten Samstag nach dem 21.06. gefeiert.

Eine Tradition in Schweden ist es, dass unverheiratete Mädchen in der Midsommarnacht sieben wilde Blumen von sieben Feldern pflücken und unter ihr Kopfkissen legen. Sie werden dann, so sagt man, von demjenigen (oder derjenigen) träumen, den / die sie einmal heiraten werden – dürfen am Tag drauf den Namen allerdings nicht nennen, da sich der Traum sonst nicht erfüllt.

Auch das finnische Juhannus wird nicht exakt am 21.06. gefeiert, sondern wie in Schweden am Samstag nach dem 21.06. Früher war das Fest als „Ukon juhla“ bekannt, als Fest des Donnergottes Ukko, der ebenso Gott der Ernte und des Wetters ist. Sorry, wenn ich es so deutlich schreibe, aber hauptsächlich wird an diesem Fest gesoffen. Je mehr man trinkt, desto besser wird die Ernte, sagt man. Nun ja. Vor allem erhöht sich die Zahl der Unfälle und Verkehrstoten. Trotz allem ist Juhannus ein beliebter Tag zu heiraten. Und solltet ihr um diese Zeit einmal in Helsinki sein: Ab auf die (Museums-)Insel Seurasaari, dort wird jedes Jahr traditionell gefeiert (in Tracht und mit Birkenschmuck und Blumen).

In Lettland geht es ebenso feuchtfröhlich zu, allerdings am 24.06., Jāņi. Wie in den skandinavischen Ländern (wobei Finnland da ja eigentlich nicht zuzählt, aber das ignoriere ich nun einfach mal) gibt es große Feuer an diesem Tag (die der Gesundheit und Fruchtbarkeit dienlich sind). Blumenkränze dienen als Schmuck, heilende Wirkung wird den Johannisgräsern zugeschrieben – sie zieren auch die Stallungen der Tiere. Tau der Jāņi-Nacht ist ebenso heilend wie Tau der Midsommarnacht. Und: Man muss die Nacht über wach bleiben. Wer ins Bett geht ist das ganze Jahr über müde. Das will man natürlich nicht sein.

Ich hatte das große Glück, 2014 in Sigulda die Jāņi-Feierlichkeiten zu erleben. Trotz krassem Regenguss zwischendurch war es ein unvergessliches und bewegendes Erlebnis. Solltet ihr mal die Chance haben: Ab dafür! Ihr werdet es nicht bereuen!

Habt einen wunderschönen Sommer und: Auf die Liebe! Sowieso und immer und besonders heute.

Jāņi 2014 in Sigulda

Vom Suchen und Finden des Brautkleides oder: Dein Geschmack, dein Kleid, dein Körper!

Dass man als Kind nicht während des Fernsehens isst sondern am Tisch futtert, heißt ja im Grunde nur: Wenn man eine Gelegenheit hat, an diesem Zustand etwas zu ändern, dann ändert man ihn. Mit möglichst ungesundem Zeug, versteht sich. Neulich, kurz bevor ich das weltbeste Kleinkind aus der Krippe abholte, dachte ich: Nutze die Mittagspause und schau mal, was so im Fernsehen kommt. Ein Fehler! Denn ich Idiotin blieb nicht bei den öffentlich-rechtlichen und ihrer Mittagsinformation, ich zappte zu einem privaten Sender und schaute zum ersten Mal in meinem Leben in eine Sendung rein, in der es um den Kauf von Brautkleidern geht. Ich sah diese Sendung an diesem Tag auch das letzte Mal. Was für eine sch****! Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wozu VerkäuferInnen wissen müssen, was die Braut arbeitet (mich hat das niemand gefragt, beraten wurde ich trotzdem super gut!): Wenn sie es dann sagt, mitzuteilen, dass das ja ein männlicher Beruf sei und darum der Traum vom Prinzessinnenkleid wohl nicht angebracht und schon gar nicht erfüllbar sei, ließ mich schreien und fast mein Essen ausspucken. WAS ZUM HENKER HAT DAS EINE MIT DEM ANDEREN ZU TUN? WAS ZUM HENKER BILDET SICH VOR ALLEM DIE VERKÄUFERIN EIN, SO ZU URTEILEN? Ehrlich, ich war und bin fassungslos und habe genau einen Rat: Nehmt das Kleid, das IHR tragen möchtet. Es ist EUER Tag! Nicht der der VerkäuferInnen dieses Landes. Und wenn ihr ein Kleid als Vorlage habt, dann lasst es ggf. schneidern. So viel teurer ist das gar nicht, wenn überhaupt. Wie immer gilt also: Macht, was ihr wollt! Es ist euer Tag!

Auf dem Foto seht ihr übrigens das Brautkleid meiner Mama aus den 1970er Jahren. In echt viel grüner. Weil man nicht in weiß heiraten muss, wenn man das nicht will. Gut, dass man das damals nicht musste, gut, wenn man es heute nicht macht, wenn man es nicht mag. Ich wiederhole mich also gerne noch einmal: Macht, was ihr wollt! Es ist euer Tag!

Über Hochzeitsdaten

Es wird euch nicht entgangen sein: In den letzten beiden Jahren war es mit Familienfeiern etwas schwierig. In der Tat gab es immer Mal wieder Zeiten, in denen sie stattfinden konnten (mit Einschränkungen), oft war es schlicht nicht möglich. Und so kommt es, dass es in diesem und dem nächsten Jahr mal mindestens zu Trauungen zu jeder denkbaren Jahres-, Tages- und Nachtzeit kommt. Nicht nur an Freitagen und Samstagen gibt es zu tun, auch an Feiertagen (mehr also sonst in den Jahren zuvor) und unter der Woche. Und auch ohne Corona ist es, wie es ist: Ihr heiratet dann, wenn ihr es wollt. Und wenn der Jahrestag auf einen Wochentag fällt und es damit auch die Hochzeit tut, ist es eben so. Die, die euch wirklich mögen, werden es möglich machen (wenn ihr den Termin rechtzeitig bekannt gebt). Vielleicht orientiert ihr euch aber auch einfach an den Feiertagen im nächsten Jahr (Karfreitag verbietet sich selbstverständlich als Hochzeitstag, alle anderen Tage sind andenkbar. Ich bin für euch da!). Wie auch immer ihr es macht: Habt eine wunderschöne Hochzeit und einen unvergesslichen Hochzeitstag!

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